Prof. Dr. Markus Brunnermeier, renommierter Professor für Volkswirtschaftslehre an der Princeton University, widmete sich dem Konzept der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Resilienz. Er machte deutlich, dass Resilienz sich fundamental von bloßer Robustheit unterscheidet – ein Aspekt, der in der aktuellen Diskussion oft übersehen wird. Brunnermeier argumentierte, dass Gesellschaften und Volkswirtschaften nicht den illusorischen Versuch unternehmen sollten, sich gegen sämtliche denkbare Risiken abzusichern. Stattdessen plädiert er für einen pragmatischeren Ansatz, bei dem Krisen als unvermeidliche und sogar notwendige Katalysatoren für Entwicklung und Innovation verstanden werden.
In seiner Rolle als "Arzt der Ökonomie" analysierte er die drängendsten wirtschaftspolitischen Herausforderungen unserer Zeit. Besondere Aufmerksamkeit widmete er dabei den Auswirkungen von Einfuhrzöllen, die für Deutschland laut Berechnungen des IW Köln massive wirtschaftliche Einbußen von 133 Milliarden Euro in den nächsten vier Jahren bedeuten könnten. Seine Analyse der US-amerikanischen Wirtschaftspolitik unter Trump umfasste mehrere kritische Aspekte: Die geplanten Ausweisungen illegaler Einwanderer und deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, das ambitionierte Steuersenkungsprogramm sowie den sich zuspitzenden Machtkampf zwischen Regierung und der US-Notenbank Federal Reserve. Brunnermeier prognostiziert deshalb deutliche inflationäre Tendenzen und sieht besonders für Fed-Chef Jerome Powell schwierige Zeiten voraus.
Bemerkenswert optimistisch zeigte sich der Ökonom hingegen in Bezug auf die deutsche Automobilindustrie. Den Befürchtungen, die Branche könnte zu einem Konglomerat von "Zombiefirmen" degenerieren, trat er entschieden entgegen. Zur Begründung verwies er auf die beeindruckende Regenerationsfähigkeit der Branche, die sich bereits in der Krise der 1990er Jahre bewiesen habe. Die Kombination aus technologischer Exzellenz und dem Vorhandensein innovativer Führungspersönlichkeiten stimmt ihn zuversichtlich für die Zukunft der Branche.
Den gegenwärtigen Koalitionsbruch in der deutschen Politik betrachtet Brunnermeier mit pragmatischem Optimismus – eine Haltung, die sein grundlegendes Verständnis von Resilienz widerspiegelt. Seine zentrale Botschaft "Stabilität durch Rigidität ist nicht die Antwort" unterstreicht dabei die Notwendigkeit, Anpassungsfähigkeit zu fördern, statt sich auf die bloße Kompensation von Schäden zu konzentrieren.
Interview mit Prof. Dr. Markus Brunnermeier
Prof. Dr. Markus Brunnermeier beschreibt, wie er "Resilienz" im Kontext der Wirtschaft und speziell der Finanzmärkte definiert und welche Herausforderungen er bei der praktischen Umsetzung des Resilienz-Konzepts in der Wirtschaftspolitik sieht.