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Ralf Lochmüller

„Politische Prognosen sind mindestens so unsicher wie Börsenprognosen“

Ralf Lochmüller, CEO von Lupus alpha, begrüßte die Teilnehmer in der Alten Oper Frankfurt unter dem Eindruck des erdrutschartigen Wahlsiegs von Donald Trump zum US-Präsidenten und der politischen Turbulenzen nach dem Ampel-Aus. Von "bewegten Zeiten" hatte er ursprünglich sprechen wollen und nannte das „die Untertreibung des Jahres. Erdbeben ist wohl die weit bessere Bezeichnung“. Den Bezug zum Investment Fokus zu finden, fiel ihm dann auch nicht schwer: „Politische Prognosen sind eben mindestens so unsicher wie Börsenprognosen.“ Dann widmete sich Lochmüller den umfassenden Reformplänen der Bundesregierung zur gesetzlichen, betrieblichen und privaten Alterssicherung. Diese sind nach dem Bruch der Koalition vorerst zwar obsolet. Lochmüller betonte aber, eine solche Reform müsse auch für die neue Regierung ganz oben auf der Agenda stehen. 

„Altersvorsorge liegt mir persönlich sehr am Herzen“, sagte er und verdeutlichte die anhaltende Rentenmisere mit einem Adenauer-Zitat: „Kinder bekommen die Leute immer.“ Was in den 1950er Jahren noch stimmte und die Solidität des Umlageverfahrens beweisen sollte, ist heute Makulatur. Die demographische Entwicklung verdeutlichte er mit alarmierenden Zahlen: Während 1960 noch sechs Rentenversicherte einen Rentner finanzierten, wird diese Last bis 2030 auf den Schultern von nur noch 1,5 Einzahlern liegen. Das kann nicht mehr aufgehen. Seine Analyse der verschiedenen Vorsorgesäulen fiel durchaus differenziert aus. Während er die gesetzliche Rente als "vermutlich nicht reformierbar" bezeichnete, sieht er die betriebliche Altersversorgung auf einem deutlich besseren Weg. Er betonte dabei die Chancen, die hier eine stärkere Aktienorientierung biete – gerade die bAV könne durch eine zeitgemäße Regulierung einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung des Gesamtsystems leisten. Zudem würde eine Pflichtversicherung zu einer größeren Verbreitung dieser Säule der Alterssicherung führen.

Als echten Fortschritt hob er die Idee des Altersvorsorgedepots hervor, das langfristig vom Zinseszinseffekt profitieren könne, den schon Einstein als "achtes Weltwunder" bezeichnete. Diese Neuerung könnte nach seiner Einschätzung einen wichtigen Beitrag zur Lösung der demographischen Herausforderungen leisten. „Drücken wir die Daumen, dass es auch unter einer neuen Regierung eine Chance bekommt“, sagte Lochmüller abschließend.

Interview mit Ralf Lochmüller

Im Interview sagt Ralf Lochmüller, an welchen Stellen er trotz Misere der gesetzlichen Rente Lichtblicke bei der Alterssicherung sieht. Und was er jungen Menschen mitgibt, wenn diese ihn nach dem besten Weg für ihre Altersvorsorge fragen.